drinktec 2025: Mein ehrlicher Messe-Rückblick & Fazit

Offene Schnittstellen, Daten und KI: Das sind die Schlagworte, die auf der drinktec 2025 an jedem Stand fielen. Aber steckt dahinter echte Innovation oder nur alter Wein in neuen Schläuchen? Ich habe die weltweit größte Messe für die Getränke- und Liquid-Food-Industrie in München besucht und ganz genau nachgefragt. Hier ist mein ehrlicher Rückblick inklusive konkreten Take-Aways.

18. September 2025, vonMatthes HoofinIndustry & Aktuelles

Meine Erwartungshaltung an die drinktec Messe 2025

Die drinktec 2025 in München ist die Leitmesse für die Getränke- und Liquid-Food-Industrie. Viele Hersteller von Abfüllananlagen, Tech-Unternehmen rund um Sensorik sowie Marken und Produzenten sind vor Ort. Für mich als Verantwortlicher des Bereichs Maschinenbau-Software bei slashwhy ist die Messe also ein Pflichttermin.

Der Druck aus dem Ausland ist deutlich spürbar: asiatische Anbieter skalieren massiv, während deutsche Hersteller ihren Vorteil in der Integration suchen. Doch wie ist die Stimmung vor Ort wirklich? Wird hier mutig Innovation gezeigt, die im internationalen Wettbewerb Bestand hat? Oder erleben wir nur bekannte Lösungen im neuen Gewand? Ich bin in München, um genau das herauszufinden und meine ehrliche Einschätzung mit euch zu teilen.

Wenn ich die Gespräche auf der Messe auf einen Nenner bringen müsste, dann diesen: Ohne offene Schnittstellen, sauberes Datenmanagement und intelligente Software wird es in Zukunft nicht gehen. Ein gutes Zeichen also, dass sich ordentlich was tut in Sachen Digitalisierung.

Die Top Gesprächsthemen auf der drinktec 2025

Offene Schnittstellen

Eines der dominierenden Themen auf der drinktec 2025 war die Frage, wie Maschinen unterschiedlicher Hersteller besser zusammenarbeiten können. Gerade in der Getränke- und Lebensmittelindustrie laufen in einer Produktionslinie oft dutzende Komponenten nebeneinander: Füller, Verschließer, Etikettierer, Inspektionssysteme. Bisher spricht jede Maschine meist nur ihre eigene Sprache. Auf der Messe war klar zu spüren: Der Druck zur Standardisierung steigt.

Viele Aussteller präsentierten Ansätze, wie sich offene Schnittstellen realisieren lassen, sei es über OPC UA, IO-Link oder proprietäre Plattformlösungen, die Partner integrieren. In den Gesprächen mit Herstellern habe ich gemerkt: Kunden fordern immer stärker, dass eine Linie als Ganzes funktioniert. Schnittstellenfragen, die früher „nice to have“ waren, sind heute kaufentscheidend.

Daten verstehen statt nur sammeln

Ein zweiter Schwerpunkt war der Umgang mit Daten. Praktisch jedes Unternehmen sammelt heute riesige Datenmengen: von Sensordaten im Millisekundentakt bis zu Produktionsstatistiken ganzer Linien. Doch Daten allein bringen noch keinen Mehrwert, sie müssen aufbereitet, visualisiert und verstanden werden.

Auf der Messe wurden zahlreiche Dashboards, Analysetools und Monitoring-Lösungen vorgestellt. Besonders spannend fand ich Ansätze, die nicht nur Vergangenheitsdaten darstellen, sondern Trends erkennen und Handlungsempfehlungen ableiten. Hier zeigt sich der Übergang von „Daten sammeln“ zu „Daten nutzen“. Mein Eindruck: Unternehmen, die es schaffen, Daten wirklich in Entscheidungen zu übersetzen, verschaffen sich einen enormen Vorsprung. Insbesondere dann, wenn einzelne Sensoren Werte liefern, die nicht mehr erst interpretiert werden müssen, sondern direkt ausgelesen werden können. Oder um es in einer meiner liebsten (steilen) Thesen zu sagen: „Ein Sensor, der nicht spricht, nützt nichts."

Software und KI als Hebel

Das dritte große Thema war der Einsatz von Software, zunehmend auch unterstützt durch KI, zur Optimierung von Prozessen. Ob es um die Steuerung von Abfüllanlagen, Predictive Maintenance oder die visuelle Inspektion von Produkten geht: Software bestimmt immer stärker die Produktivität und Qualität einer Linie.

Auf der drinktec war zu sehen, dass KI inzwischen nicht mehr nur als Buzzword auf den Folien steht, sondern in konkrete Anwendungen einzieht: automatische Fehlererkennung mit Computer Vision, intelligente Wartungsvorhersagen oder adaptive Prozesssteuerung. Gleichzeitig war deutlich: Niemand in der Branche hat Lust auf KI als Selbstzweck. Im Vordergrund steht die Frage, wo sich wirklich Effizienzgewinne erzielen lassen, sei es durch weniger Ausschuss, stabilere Prozesse oder Energieeinsparungen.

Wenn ich die Gespräche auf der Messe auf einen Nenner bringen müsste, dann diesen: Ohne offene Schnittstellen, sauberes Datenmanagement und intelligente Software wird es in Zukunft nicht gehen. Ein gutes Zeichen also, dass sich ordentlich was tut in Sachen Digitalisierung.”

Matthes Hoof, Business Manager Industry bei slashwhy

Highlights und Trends auf der drinktec 2025

Neben den vielen Gesprächen an den Ständen lohnt es sich, auf die großen Linien zu schauen, die von der Messe selbst gesetzt wurden. Die drinktec hat ihre Leitthemen bewusst so gewählt, dass sie die aktuelle Transformation der Branche widerspiegeln. Und sie passen erstaunlich gut zu dem, was ich in meinen Diskussionen immer wieder gehört habe.

  • Data2Value war einer dieser Schwerpunkte. Dahinter steckt die zentrale Frage: Wie gelingt es, aus den unzähligen Datenpunkten in einer Produktion echten Wert zu ziehen? Genau darum ging es auch in meinen Gesprächen. Viele Aussteller präsentierten Dashboards und Analytics-Lösungen, die deutlich machten: Es reicht nicht mehr, Daten zu sammeln. Sie müssen in Entscheidungen und Verbesserungen übersetzt werden.

  • Ein zweiter Leitthema-Block war Circularity & Resource Management. Hier standen Ressourcenschonung, Energieeffizienz und Kreislaufwirtschaft im Vordergrund. Auf den ersten Blick klingt das eher nach Nachhaltigkeit als nach Software. Aber die Brücke ist schnell geschlagen: Ohne digitale Monitoring- und Steuerungssysteme lässt sich kein ressourceneffizienter Prozess aufbauen. Ob Wasserwiederverwendung oder Verpackungsoptimierung: Software ist das Rückgrat, um solche Ziele messbar und steuerbar zu machen.

  • Dazu kamen die vielen praxisnahen Lösungen der Aussteller. Besonders spannend fand ich die Live-Demo einer Mikrobrauerei bei ifm, die zeigte, wie sich mit moderner Sensorik und IO-Link-Datenströmen ein kompletter Prozess überwachen und in die Cloud bringen lässt. KHS stellte digitale Tools vor, mit denen sich komplette Linien in Echtzeit überwachen und Engpässe sichtbar machen lassen. Und RobCo zeigte flexible Robotiklösungen, die Abfüll- und Verpackungsprozesse effizienter gestalten sollen.

Fazit und Take-Aways von der drinktec Messe 2025

Trotz des spürbaren Drucks durch steigende Kosten, Fachkräftemangel und die internationale Konkurrenz habe ich die Stimmung auf der drinktec 2025 als überraschend optimistisch erlebt. Viele Hersteller sehen die aktuellen Herausforderungen nicht als Bremse, sondern als Treiber für Innovation.

Mein Eindruck nach zahlreichen Gesprächen: Die Branche ist bereit, in Digitalisierung und Software zu investieren. Vorausgesetzt, es gibt einen klaren Nutzen - das WHY muss eindeutig beantwortet werden. Offene Schnittstellen, intelligente Datennutzung und gezielte Prozessoptimierung durch Software und KI sind dafür die zentralen Hebel.

Für mich persönlich hat sich der Besuch mehr als gelohnt. Die Messe hat gezeigt, dass wir bei slashwhy mit unseren Themen genau dort unterwegs sind, wo die Industrie Antworten sucht. Und ja: Ich würde jederzeit wiederkommen. Nicht nur wegen der Innovationen, sondern auch wegen der ehrlichen Gespräche, die den Blick auf die Zukunft der Produktion schärfen. Und nicht zuletzt wegen der Vielzahl an leckeren Getränken, die auf dieser Fachmesse natürlich nicht fehlen dürfen!

Über den Autor

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    Über Matthes Hoof

    Matthes ist Business Manager in der Industry Crew bei slashwhy und vereint tiefes technologisches Verständnis mit strategischer Produktverantwortung. Als zertifizierter Scrum Product Owner und Agile Leader arbeitet er an der Schnittstelle von Business und Softwareentwicklung, um gemeinsam mit seinem Team innovative Lösungen für komplexe industrielle Anforderungen zu gestalten. Mit einem klaren Blick für technologische Trends und agile Rahmenbedingungen begleitet Matthes Projekte von der Vision bis zur Umsetzung – immer mit dem Ziel, technologische Möglichkeiten in echten Mehrwert zu übersetzen.