In allen Lebensbereichen stellt sich die Frage, ob etablierte Organisationen langfristig gesehen überleben oder disruptive Veränderungen unsere Zukunft gestalten werden. Wer hätte damit gerechnet, dass ein Unternehmen wie Uber einmal die über Jahrzehnte etablierte Taxi-Branche umkrempeln würde? Oder dass Unternehmungen wie Airbnb eine alteingesessene Branche wie den Tourismus derart stark beeinflussen werden?
Ein überaus spannendes und vielseitiges Thema, dem wir uns heute aus der Perspektive der Softwareentwicklung widmen möchten. Wir möchten dabei helfen zu verstehen, warum wir von mehr Agilität profitieren, was den Kern von Agilität ausmacht und an welcher Stelle es die richtige Methode ist, um Probleme zu lösen. Oder anders gesagt: Wir möchten euch mit diesem Beitrag inspirieren, denn wir sind überzeugt, dass in der Agilität die Lösung für so manche große Herausforderung liegt.
Agilität liegt in unserer Natur
Stell dir vor, du hast einen Kindergeburtstag geplant. Es gibt einen genauen Ablaufplan, was das Essen des Kuchens betrifft, die anschließende Schnitzeljagd usw. Wird ein Kindergeburtstag genauso ablaufen, wie ursprünglich geplant? Auf keinen Fall!
Das Leben ist unberechenbar: Es ist nicht deterministisch, unterliegt einem ständigen Wandel und ist daher nicht planbar. Im Kleinen wie im Großen, im Privaten wie auch in der Öffentlichkeit oder in der Wirtschaft – oder wie in unserem speziellen Fall, in der Softwareentwicklung. Genau aus diesem Grund ist der agile Ansatz häufig erfolgsversprechender als starre Modelle wie Wasserfall und Co.
Die gute Nachricht ist: Menschen bringen von Natur aus schon alles mit, um agil zu arbeiten. Wir sind Meister der Anpassung, wir sind neugierig. Denn Volatilität, Unsicherheit, Komplexität und Dinge, die sich nicht eindeutig bewerten lassen, sind Teil unseres Alltags und unserer Arbeit.
Kinder verhalten sich ganz selbstverständlich agil. Als Erwachsene jedoch müssen wir uns dieses natürliche Vorgehen erst ein Stück weit zurückerobern: Im Laufe unserer Sozialisierung und unseres Bildungsweges durch vorgegebene Schemata und gewünschte Verhaltensmuster kommt es uns gewissermaßen abhanden.
Herausforderungen kategorisieren
Herausforderungen lassen sich mittels Cynefin-Framework von Dave Snowden in vier verschiedene Kategorien von „Problemen“ einordnen: Einfache Probleme, Komplizierte Probleme, Komplexe Probleme und Chaotische Probleme. Das erforderliche Vorgehen zum Lösen der verschiedenen Arten von Problemen unterscheidet sich.
Einfache und komplizierte Probleme:
Diese Probleme sind Bestandteil der Gruppe der geordneten Probleme. Sie haben eine maschinelle, deterministische Eigenschaft und entstehen durch Unwissenheit. Sie können aber durch Wissen gelöst werden und unser bisheriger Werkzeugkoffer ist für diese Probleme gut ausgerüstet. Wir verwenden hier nach dem Vorbild von Gerhard Wohland eine „blaue“ Farbnotation.
Komplexe und chaotische Probleme:
Diese gehören zu der Gruppe der ungeordneten Probleme. Sie sind lebendig, nicht deterministisch und zeichnen sich vor allem durch eins aus: Überraschungen. Überraschungen entstehen durch etwas Neuartiges wie beispielsweise eine frische Idee, eine Innovation oder die Unberechenbarkeit des Menschen und der Natur. Nennen wir sie „rote Probleme“. Es gibt zunehmend mehr dieser Probleme und unsere klassischen Werkzeuge funktionieren hier nicht.
Mehrwerte durch Agilität schaffen
Wenn du dich fragst, ob du agil arbeitest, liegt die Antwort nicht darin, ob du Scrum formal richtig anwendest. Vielmehr ist entscheidend, ob agile Prinzipien (vgl. Graphik oben "12 Prinzipien zur agilen Arbeit) mit den passenden Denkwerkzeugen angewendet werden, ob das grundlegende Mindset vorhanden ist. Wohland unterscheidet folgendermaßen:
Wissen (blau): Lernen, Regeln, Methoden, Prozesse, Verhalten, Steuern, Plan, Ziel
Ideen (rot): Üben und Können, Prinzipien, Werkzeuge, Projekte, Kultur, Führen, Strategie, Optionen
Wir können durch Agilität viel erhalten, aber das meiste von dem, was wir erhalten können, ergibt sich aus einer Eigenschaft, die es uns erlaubt in komplexen Umgebungen erfolgreich zu sein: Risikominimierung. Oder anders gesagt es erhöht die Chance erfolgreich zu sein, wenn wir die richtigen Werkzeuge einzusetzen wissen. Erfolg macht zufrieden – und darauf kommt es doch an.